Veröffentlicht: 30.10.08
Klimawandel

Rhonegletscher in 100 Jahren dahin geschmolzen

Vom Walliser Rhonegletscher gibt es im Jahr 2100 wahrscheinlich nicht mehr viel zu sehen. Dies prognostiziert eine Computersimulation von ETH-Forschern.

Saskia Wegmann
Ende dieses Jahrhunderts soll der Rhonegletscher verschwunden sein. (Bild: Christian Watzke, flickr)
Ende dieses Jahrhunderts soll der Rhonegletscher verschwunden sein. (Bild: Christian Watzke, flickr) (Grossbild)

Forscher der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie der ETH Zürich haben zusammen mit Kollegen der ETH Lausanne den Zustand des Rhonegletschers über einen Zeitraum von 226 Jahren errechnet: von 1874 bis 2100. Alte Landkarten, Luftbilder und Abflussmessungen der letzten hundert Jahre berücksichtigten die Forscher ebenso wie den Temperatur- und Niederschlagsverlauf über diesen Zeitraum. Das durch die gesammelten Daten generierte Modell wendeten sie auf die Zukunft an. Dabei simulierten die Forscher drei auf verschiedenen Klimamodellen beruhende Zukunftsszenarien – und diese sind alles andere als rosig. Es zeigte sich, dass wenn man davon aus geht, dass die Temperatur in der Region im Jahr 2100 um 3,8 Grad Celsius höher sein wird als 1990 und die Regenmenge um 6% abnimmt, sich das wahrscheinlichste Szenario ergibt: „Bis 2060 wird der Rhonegletscher die Hälfte seines Volumens verlieren und im Jahr 2100 wären sogar nur noch 5 % des Gletschers vorhanden“, erläutert Matthias Huss von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie.

Gletscher schwindet so oder so

Das gletscherfreundlichste Zukunftsszenario prognostiziert dem Gletscher bis 2100 einen Volumenverlust von 30 bis 40 % - beim Worst-Case-Szenario wäre der Gletscher bereits 2080 vollständig geschmolzen. „Da wir nicht wissen, wie sich das Klimasystem in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird, sind diese Prognosen mit einer gewissen Unsicherheit behaftet“, erklärt Huss und fügt aber hinzu, dass es aber nur eine Frage der Zeit sei, bis vom Rhonegletscher nichts mehr übrig sei.

Es ist das erste Mal, dass die Veränderungen eines Gletschers mit quantitativen Methoden untersucht werden und nicht bloss ungefähre Schätzungen gemacht werden. Die Forscher aus Zürich und Lausanne möchten nun auch für andere Schweizer Gletscher solche Simulationen erstellen. Ein Ziel ist es auch, die Abflussveränderungen der Gletscher zu berechnen, um die Wasserressourcen abschätzen zu können, denn oft wird das Gletscherwasser für die Energieproduktion genutzt. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels wird es unter anderem zu Veränderungen im Landschaftsbild kommen – die Computersimulationen liefern Prognosen, damit sich die Bevölkerung auf diese Veränderungen einstellen und Massnahmen treffen kann, sagt Huss.

 
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